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HÄUSER-AWARD 2011: Die besten Wohnhäuser

Zum zehnten Mal hat HÄUSER individuelle Häuser gesucht und sie in den zahlreichen Einsendungen gefunden. Freuen Sie sich auf die vier Eigenheime, die mit perfekter Architektur gewonnen haben.

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1. Preis: Hanghaus in Vorarlberg

HÄUSER-AWARD 2011: Die besten Wohnhäuser
© Stefan Müller-Naumann

Der erste Preis ging an ein vom Büro Dietrich Untertrifaller entworfenes Familiendomizil. Aus Glas und Holz gebaut, verknüpft es geschickt Tradition und Moderne.

Man betritt das Haus durch eine Holztür und gelangt in einen Flur, von dem rechts drei kleine Räume abgehen. Zur Linken erstreckt sich, über zwanzig Meter, eine offene Wohnlandschaft mit Sitzecke, Kamin und Küche. Ein Stockwerk darunter sind, in den Hang hineingebaut, vier Schlafzimmer und ein Wirtschaftsraum. Jedes Zimmer öffnet sich mit raumhohen Fenstern zum Panorama, das Haus zoomt durch alle Öffnungen die Natur heran: Dachse, Rehe und Habichte sind zu sehen – manchmal sogar Steinadler, die vor dem Gipfel des Staufen kreisen.

Natur und Architektur bestens kombiniert

HÄUSER-AWARD 2011: Die besten Wohnhäuser
© Stefan Müller-Naumann

Neben Beton, Glas oder Stahl ist Weißtanne ein wichtiger Baustoff im Haus. Die Fassade, die Tür und die Einbauten sind daraus gefertigt, und je nach Verwendungsort wurde das Holz auf unterschiedliche Weise bearbeitet, mal roh, mal geölt, mal als Furnier eingesetzt.

Wer das Haus bei Dornbirn auf eine Formel bringen wollte, könnte sagen, es sei die geglückte Kreuzung aus Richard Neutras und Craig Ellwoods Palm-Springs-Bungalows und einer uralten Vorarlberger Berghütte. Man kann von einer Kalifornisierung der traditionellen österreichischen Architektur sprechen – oder von einer klugen Lokalisierung und Sensualisierung des International Style.

Dabei ist die Harmonisierung von Bau und Natur nicht bloß eine ästhetische. Der Strom für die Erdwärmepumpe wird demnächst von Solarzellen erzeugt. Das Haus produziert dann autark die Energie, die es braucht.

Baudaten

Architekten: Dietrich Untertrifaller ZT GmbH, Arlbergstraße 117, A-6900 Bregenz, Tel. +43-55 74-78 88 80, www.dietrich.untertrifaller.com

Baubeginn: 2008
Fertigstellung: 2009
Wohnfläche: 252 m²
Grundstücksgröße: 2.160 m²
Ort: Kehlegg / Voralberg (Österreich)

Bauweise: massiv, Beton (UG), Holzkonstruktion (OG)
Fassade: Lattenverkleidung, Weißtanne
Dach: Satteldach
Decken- und Wandoberfläche: Weißtanne
Fußboden: Eichendielen

Jahresheizwärmebedarf (Qh): 35 kWh/m²a

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Grundrisse, Ansichten und Schnitte vom Haus in Kehlegg als PDF-Dokument.Grundriss-Download

2. Preis: Unkonventionelles Haus auf Restareal

HÄUSER-AWARD 2011: Die besten Wohnhäuser
© Jan Gutzeit

Die größten Chancen liegen da, wo andere sie nicht vermuten. Als die Architekten Andrea und Philipp Stamborski durch eine Ausschreibung auf ein städtisches Grundstück im Dresdner Quartier Trachenberge aufmerksam wurden, erkannten sie sofort, dass das trapezförmige und relativ kleine Areal keine rechtwinkligen Normgrundrisse zuließ. Doch während sich andere Interessenten kopfschüttelnd abwandten, entwickelte das Paar bald konkrete Vorstellungen für ein unkonventionelles Haus.

Das dreigeschossige Haus mit anthrazitfarbener Putzfassade steht an einer Bruchstelle zwischen hohen gründerzeitlichen Blockrändern und dem unentschieden aufgelockerten Mix ländlicher Nachbarbauten. Nur ein großes Fensterquadrat ist in die hermetische Nordseite eingeschnitten. Der Eingang liegt übereck und springt leicht zurück.

HÄUSER-AWARD 2011: Die besten Wohnhäuser
© Jan Gutzeit

Die Front ist so dicht wie möglich an die Straße herangezogen. Und weil das Haus mit dem Grund sparsam umgeht und die Seiten dem Trapez der Grundstücksgrenzen folgen, wurde auf der Südseite sogar ein vernünftiger Stadtgarten möglich. Zu dem öffnet sich auch folgerichtig der Bau mit einer voll verglasten Fassade.

Faltschiebefenster heben im Erdgeschoss die Raumgrenzen zwischen innen und außen auf, unterstützt durch einen Boden aus heimischer Schiefer, der sich zwischen Eingang, Essbereich und Küche ebenso bewährt wie auf der Terrasse.

Praktisch trotz ungewöhnlichem Grundriss

HÄUSER-AWARD 2011: Die besten Wohnhäuser
© Jan Gutzeit

Dass auch ein Haus mit nicht orthogonalem Grundriss funktional sein kann, zeigt sich schon auf den ersten Blick. Das zentrale Treppenhaus teilt jede der drei Ebenen in drei Bereiche. Im Erdgeschoss sind es das Entree, die Küche und der Essplatz an der Südseite. Im ersten Obergeschoss mit dem Boden aus warmer Räuchereiche folgen das Elternschlafzimmer, ein Bad mit passgenauer Wanne im spitzwinkligen Eck und der Wohnbereich mit Zugang zum großzügigen Balkon. Ganz oben liegen die Zimmer der beiden Söhne und das lichtdurchflutete Atelier.

Fast einen halben Meter starke Außenwände sorgen als perfekter Speicher für ein stabiles Raumklima. Und weil die Architekten sich für Hochlochziegel entschieden, konnten sie auf das ungeliebte Wärmedämmverbundsystem an der Fassade verzichten. Dennoch ist der Wärmeschutz überdurchschnittlich gut.

Baudaten Haus Stamborski

Architekt: Philipp Stamborski, Döbelner Straße 23, 01129 Dresden, Tel. 0351-476 78 01, stamborski@gmx.de
Baubeginn: 2009
Fertigstellung: 2010
Wohnfläche: 227 m²
Grundstücksgröße: 372 m²
Ort: Dresden

Baukosten: 325.000 Euro
Bauweise: massiv, Leichthochlochziegel
Fassade: Putz
Dach: Flachdach
Decken- und Wandoberfläche: Putz
Fußboden: Schiefer, Räuchereiche

Jahresheizwärmebedarf (Qh): 61 kWh/m²a
Jahresprimärenergiebedarf (Qp): 73 kWh/m²a
Spezifischer Transmissionswärmeverlust (HT-Wert): 0,49 W/m²K

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3. Preis: Reihenhaus als Wohnkubus

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© Enda Cavanagh

Mitten in Dublin bauten FKL Architects einen famos gestalteten Wohnkubus – auf einem Grundstück, das von viktorianischen Reihenhäusern umgeben ist. Schon auf den ersten Blick stellt das neue Heim von Michelle Fagan und Gary Lysaght ein Muster zeitgemäßer Nachverdichtung dar. Damit nicht genug: Es wurde auch noch mit einem "A Rating" für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet, weil der jährliche Heizenergiebedarf bei nur 44 Kilowattstunden pro Quadratmeter liegt.

Unter dem Strich also ein architektonisches Meisterstück, obwohl die Bedingungen dazu keineswegs optimal waren. "Wir wollten das Haus natürlich sofort zum Garten öffnen - doch der liegt im Norden", erinnern sich Michelle und Gary, die zusammen mit Paul Kelly als drittem Partner von FKL Architects ihr Heim auch entwarfen. "Zudem war ein Reihenhaus vorgeschrieben. Nach West und Ost mussten Brandwände her."

Viel Platz auf kleinem Raum

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© Enda Cavanagh

Die Antwort auf die strikten Vorlagen verblüfft den Eintretenden völlig. Als sei der kompakte Körper innen viel größer, öffnet sich ein fließendes Raumgefüge. Geschickt holt es das Licht aus Süden - und lenkt den Blick dennoch zum Garten. Und dann ist da noch ein schmaler zentraler Luftraum, der alles zur Einheit fügt. Die Architekten nennen das Haus eine "verdrehte Röhre", weil die eigentliche Stahlbetonkonstruktion im Parterre den offenen Familienbereich umschließt, sich dann aufwärts wendet und oben eine zweite Wohnebene der Eltern sowie deren Schlafzimmer formuliert. Der Rest des Kubus wurde quasi aufgefüllt: mit Garage, Technik, Spielzone zum Garten, im Obergeschoss mit den Kinderzimmern.

Als Heizsystem setzen die Hausherren derzeit noch auf eine effiziente Gastherme, doch die Installationen für einen späteren Holzschnitzelkessel sind schon vorhanden. Hinzu kommen flach und unsichtbar auf dem Dach montierte Solarpaneele zur Warmwasserbereitung. Die restliche Dachhaut wurde begrünt: "Wir wollten die verbrauchte Fläche zurückgeben. Und fangen Regenwasser auf, um es im Garten zu nutzen."

Baudaten Haus Fagan-Lysaght

Architekten: FKL Architects, 4 Stable Lane, Cambridge Road, Rathmines, IRL-Dublin 6, Tel. +353-1-473 63 50, www.fklarchitects.com
Baubeginn: 2008
Fertigstellung: 2009
Wohnfläche: 169 m²
Grundstücksgröße: 220 m²
Ort: Dublin / Irland

Bauweise: Beton
Fassade: wetterfester Holzwerkstoff
Dach: Flachdach
Decken- und Wandoberfläche: Sichtbeton, Holz
Fußboden: Estrich

Jahresheizwärmebedarf (Qh): 44 kWh/m²a
Jahresprimärenergiebedarf (Qp): 75 kWh/m²a

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Zusatzpreis: Neubau in traditionellem Gewand

HÄUSER-AWARD 2011: Die besten Wohnhäuser
© Zooey Braun

Das Familienhaus in Ostfildern wirkt konsequent modern – wobei der Neubau auf subtile Art die Erinnerung an eine alte Scheune bewahrt. Doch die alte Scheune, die hier stand, gibt es jetzt nicht mehr. Von weitem sieht es so aus, als ob ein ähnlicher Holzbau ihre Stelle eingenommen hätte.

Doch beim Näherkommen erkennt man, dass die Lattung nicht echt ist, sondern nur Abdruck in Beton. Douglasien-Bretter – sandgestrahlt, um die Maserung zu betonen, und dann in die Schalung eingelegt – prägen die Wandstruktur des neuen Hauses. Braune Naturpigmentfarbe fasst Fassade und Dach als einen Baukörper zusammen. Der sonst so harte und glatte Werkstoff Beton bewährt sich hier auf ungewöhnliche Art: als versteinerte Hommage an den historischen Kontext.

Auch die ursprüngliche bäuerliche Tennendurchfahrt haben die Stuttgarter Architekten Dietmar, Thomas und Chris Finckh für das Familienhaus neu interpretiert: Aus der früheren Passage der Traktoren, die durch den Schober fuhren, entwickelten sie den jetzigen Durchgang zum Garten. Der Platz hinter dem Tor dient auch als Eingang, Terrasse, Spielhof, Stellfläche – ein überdachter Freiraum, der den Nachteil eines engen Baufensters ins Positive kehrt.

Interessanter Innenraum mit außergewöhnlichem Baustoff

Als Zentrum des Familienlebens dient der große ebenerdige Raum mit Küche, Essplatz, Kaminecke und dem Schaufenster hinaus in den Garten. Die raumhohe Schiebetür zum Hof erweitert den hellen Kommunikationsbereich im Sommer nach außen. Als Kontrastfläche zum dunklen Beton setzten die Architekten die weiche, lichtdurchlässige Außenhaut aus Polycarbonat.

HÄUSER-AWARD 2011: Die besten Wohnhäuser
© Zooey Braun

Das transluzente Material, das für Industriehallen verwendet wird, verkleidet auch das spitze Dreieck des Giebels. "Über die Polycarbonatwand", erklärt Chris Finckh, "geht nicht mehr Energie verloren als durch ein Fenster. Ihr einziger Nachteil ist, dass sie nicht akustisch abschirmt." Hier unter dem Dach liegt der Wohn- und Schlafbereich der Eltern, eine flauschige Himmelsleiter führt hinauf zur Galerie mit der Bibliothek. Die Kinder haben ihre Zimmer im ersten Stock.
Neben einem schmalen Arbeitsraum, der wie die beiden Kinderzimmer ein französisches Fenster hat, richteten die Architekten auf dieser Ebene hinter dem Bad noch eine Sauna ein. Dank des straff organisierten Grundrisses entstand so auf dem engen Bauplatz ein modernes Familienhaus, das sowohl in die heutige Zeit als auch in die gewachsenen Strukturen der Gegend passt.

Baudaten Haus Bräuning

Architekten: Finckh Architekten, Im unteren Kienle 30, 70184 Stuttgart,
Tel. 0711-223 76 51, www.finckharchitekten.de
Baubeginn: 2007
Fertigstellung: 2008
Wohnfläche: 135 m²
Grundstücksgröße: 424 m²
Baukosten: 245.000 Euro
Ort: Ostfildern-Ruit bei Stuttgart

Bauweise: massiv, Beton
Fassade: Beton
Dach: Satteldach
Raumhöhe: 2,35 – 3,10 m
Decken- und Wandoberfläche: Gipskarton, gestrichen
Fußboden:Estrich, Holz

Jahresheizwärmebedarf (Qh):100 kWh/m²a
Jahresprimärenergiebedarf (Qp): 120 kWh/m²a

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Grundrisse, Ansichten und Schnitte vom Haus Bräuning als PDF-Dokument.Grundriss-Download

Das Buch zum HÄUSER-AWARD 2011

HÄUSER-AWARD 2011: Die besten Wohnhäuser
© Callwey-Verlag

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